Tierschutzhunde verstehen

Hunde aus dem Auslandstierschutz

Überfordert und unverstanden

Die Entscheidung ist gefallen: Ein Hund soll einziehen. Und damit wir mit dem neuen Hund auch gleich die gute Tat verbinden, soll es ein Hund aus dem Ausland sein. Und so erlebe ich es leider viel zu oft, dass Menschen mit der rosaroten Brille zur Tierschutzorga gehen oder Onlineportale durchstöbern und sich einen Auslandshund nach der Optik aussuchen oder „…weil er so arm ist“.  Tierschutz in allen Ehren, aber die Wahl deines Hundes sollte nicht ausschließlich aufgrund Optik oder Mitleid erfolgen. Denn dieser Hund bringt bereits eine Geschichte mit in sein neues zu Hause, die auch sein Verhalten beeinflusst – und darauf solltest du vorbereitet sein. Damit die Freude am neuen Familienmitglied nicht gleich getrübt wird. Oder der Hund beim ersten Fehlverhalten retourgeschickt wird.

Niemand von uns weiß im Detail, was diese Hunde bereits erlebt haben: Waren sie Straßenhunde, Wachhunde für Haus & Hof, wurden sie zur Jagd eingesetzt oder hingen sie an der Kette, bevor sie in einem Auffanglager oder einer Tötungsstation gelandet sind? Und wie haben sie den Aufenthalt eben dort verkraftet? Wie lange waren sie in diesen Lagern, mussten sie Hunger leiden, sich gegenüber Artgenossen in den überfüllten Zwingern verteidigen oder haben sie Gewalt erfahren? All diese Erfahrungen beeinflussen das Verhalten deines Hundes – mehr oder weniger stark, je nach Persönlichkeit.

Neben Vorerfahrungen bringen Tierschutzhunde aber auch eine bestimmte Rasseveranlagung mit, dh Eigenschaften, für die die Rasse ursprünglich gezüchtet wurde. Und auch diese müssen berücksichtigt werden, wenn es um die Auswahl des geeigneten Fellfreundes geht. Denn ein Herdenschutzhund hat ganz andere Bedürfnisse als ein Labrador oder ein Windhund. Da es sich im Tierschutz oftmals um Mischlinge handelt, ist es mitunter gar nicht so einfach, die verpaarten Rassen herauszufinden. Beschäftigt man sich jedoch mit Auslandstierschutz, weiß man, welche Rassen in welchen Ländern hauptsächlich vertreten sind und kann anhand des Erscheinungsbildes oft schon eine erste Einschätzung treffen.

Hunde mit Vergangenheit

Bereit anzukommen, aber du musst dabei unterstützen

Meine Erfahrung aus der Verhaltensberatung mit Tierschutzhunden zeigt, dass Adoptionen sehr oft vorschnell und übereilt getroffen werden. Es gibt viele Auslandshunde, die mehr Unterstützung von ihrem Menschen benötigen als die ersten 2-3 Wochen der Eingewöhnung. Es gibt welche, die im Laufe der Zeit Verhaltensweisen entwickeln, auf die man nicht vorbereitet war und das Leben von Hundeeltern massiv auf den Kopf stellen. Und dann eben nicht nur der Hund leidet, weil er sich in seinem neuen Leben nicht zurechtfindet und in seinen Bedürfnissen nicht verstanden wird, sondern auch der Mensch.

Ich kenne Hunde, die wirken auf den ersten Blick unglaublich brav, fallen überhaupt nicht auf –  sieht man aber genauer hin, erkennt man, dass diesen Hunden oft die Lebensfreude fehlt und sie sich aufgegeben haben. Andere sind so belastet durch vorige Erfahrungen, dass jeder Schritt zur Haustüre Panik auslöst. Und dann gibt es jene, die ihre Überforderung lautstark zum Ausdruck bringen, indem sie Artgenossen an der Leine verbellen oder die Nachbarschaft zusammentrommeln, sobald sie alleine bleiben müssen. Diese Hunde sind nicht undankbar, sondern überfordert. Und benötigen Empathie, Verständnis und Unterstützung.

Und ja, ich kenne auch viele Tierschutzhunde, die sich völlig problemlos an das neues Leben gewöhnt haben und es in vollen Zügen genießen. Wenn so ein Glückspilz zu dir gefunden hat, dann freue dich darüber, aber sehe es nicht als Selbstverständlichkeit.

Hast du nun einen Tierschutzhund zu Hause, der mit Alltag und Umwelt sehr gefordert oder sogar überfordert ist, bist zuerst einmal du selber gefordert. Und zwar die Erwartungen, die du an das neue Familienmitglied hattest, zurückzuschrauben. Am besten gegen Null. Jeder von uns – auch ich – hat sich die gemeinsame Zeit mit dem neuen Hund in schönsten Farben ausgemalt. Er soll es von nun an gut haben, alles aufholen, was er bislang versäumt hat und ein lustiger und freundlicher Begleiter sein. Doch manchmal hat das Leben andere Pläne für uns.

Daniela Loibl unterwegs mit Happy

Die Sache mit der Dankbarkeit

..und warum das nichts mit Erziehung zu tun hat

Wie mehrfach erwähnt, sind Tierschutzhunde bzw. Second Hand Hunde keine unbeschriebenen Blätter, sie kommen mit einem voll gepackten Rucksack an Erfahrungen und Erlebnissen in ihr neues Leben. Und packen nach und nach aus, wenn sie sich vom ersten Kulturschock erholt haben und beginnen, sich bei dir sicher zu fühlen. Was in der Theorie sehr schön klingt, kann in der Praxis durchaus eine Herausforderung werden. Wenn es sich nämlich um Verhaltensweisen handelt, die so gar nicht in deinen Alltag passen.

Beispielsweise, wenn der Hund nicht entspannt alleine bleiben kann, es aber aufgrund deiner beruflichen Verpflichtungen eine Notwendigkeit ist. Oder dein Hund andere Menschen gruselig findet, du aber auf den Hundesitter angewiesen bist.

Ein Angsthund oder ein traumatisierter Hund geht mitunter nicht aus der Haustüre raus, verrichtet sein Geschäft nur drinnen oder nur nachts. Wenn du keinen Garten zur Verfügung hast, kann das auch für dich als Halter ganz schön aufwendig und mühsam werden.

Der Zuspruch deines Umfeldes “Der muß da einfach durch, dann wird er schon merken, dass ihm nix passiert” ist auch hier leider nur weit verbreitete Meinung und kein modernes Hundewissen – und hilft deinem Hund garantiert nicht, sich in seinem Tempo und angstfrei an unsere Umwelt zu gewöhnen. Im Gegenteil, es verursacht noch mehr Stress und Angst bei deinem Hund. Emotional gesehen ist das kein schöner Zustand und sicher nicht das, was du wolltest, als du ihm versprochen hast, dass er jetzt ein schönes Leben bei dir haben wird.

Ein Hund, der auf dem Land groß wurde und sich dann mitten in der Stadt wiederfindet, wird sein neues Leben anfangs unter Umständen nicht so toll finden. Es prasseln plötzlich zig neue Reize auf ihn ein, die das Gehirn erst einmal sortieren und verarbeiten muss. Und damit das langsam und entspannt möglich ist, musst du im Alltag darauf achten, deinen Tierschutzhund behutsam mit Neuem vertraut zu  machen – und zwar in seinem Tempo. Die oft empfohlene Reizüberflutung (sog. Flooding) ist auch hier der falsche Weg, zudem tierschutzwidrig und bringt dir keinen entspannten Hund, sondern u.U. einen aggressiven oder emotional gebrochenen Hund – wieder nicht das, was du ihm mit dem schönen Leben versprochen hast.

Ein Straßenhund, der immer eine Fluchtmöglichkeit hatte und ein selbstbestimmtes Leben führen durfte, wird bei uns durch Wohnungshaltung und die Leine in seiner Handlungsfähigkeit eingeschränkt. Und durch dich und die Regeln in eurem Alltag. Also wieder kein Hund, der dankbar ist, dass du ihn gerettet hast. Sondern ein Hund, der sein gewohntes Umfeld, seine Strukturen und Rituale von einem Tag auf den anderen verloren hat – und aktuell überfordert, verunsichert und frustriert ist. Und Zeit braucht, sich an sein neues Daheim, Leine und Brustgeschirr und andere Alltagsdinge zu gewöhnen.

Allgemeine Überforderungen zeigen sich oft in unerwünschten Verhaltensweisen wie Leine ziehen, Leinenaggression, Angst vor Umwelt und Mensch, Unsauberkeit, Trennungsstress, exzessiven Verhaltensweisen, etc. Auch, wenn es für einen Außenstehenden wirken mag, als hätte man einen völlig unerzogenen Hund adoptiert, lässt sich das unerwünschte Verhalten mit der klassischen Erziehung a la „Sitz! Platz! Bleib!“ nicht lösen und hat mit dem Begriff Erziehung, wie er allgemein verwendet wird, nichts gemein.

Ein Umzug bedeutet Stress – für jeden Hund. Der Hund verliert seine vertraute Umgebung, vertraute Menschen und Artgenossen, seine Rituale und Strukturen. Auch, wenn dein Hund vorher kein schönes Leben hatte, es war dennoch SEIN Leben. Und er benötigt Zeit, sich an das neue, bessere Leben gewöhnen zu dürfen. Je mehr du als Hundehalter hier unterstützt und achtsam bist, umso leichter findet sich dein Hund in seinem neuen Leben zurecht. “Step by Step” und nicht “Alles auf einmal” sollte hier dein Motto sein. 

Daniela Loibl, Zert. Hundetrainer

Auch mein Alltag hat sich verändert seit Happy bei mir eingezogen ist. Und zwar habe ich diesen für Happy verändert. So, dass er ihn schaffen kann und der Tag für ihn berechenbar ist (Zu Happys Geschichte). Was aber auch bedeutet, dass ich phasenweise zurückstecke, meinen Alltag sehr genau planen muss und trotzdem – oder genau deswegen – dafür sorge, dass der große Schwarze und ich viel Spaß und Freude zusammen haben.

Gib deinem neuen Hund Zeit, um anzukommen. Habe Verständnis für seine Verhaltensweisen und unterstütze ihn dabei, Sicherheit im Alltag zu bekommen. Bringe Geduld und Empathie mit und hole dir Unterstützung von einem Trainer, der auf die Bedürfnisse des Hundes achtet, dir Verhaltensweisen erklären kann anstatt diese einfach zu unterdrücken und auf jeden Fall gewaltfrei arbeitet. Wenn du gut vorbereitet bist, kannst du selber Druck rausnehmen – und das spürt auch dein Hund. So kann er sich in seinem Tempo an sein neues Leben gewöhnen, Vertrauen zu dir aufbauen und nach und nach sein neues Leben genießen lernen.

Daniela Loibl MBA MSc

Daniela Loibl MBA MSc

  • staatlich geprüfte tierschutzqualifizierte Hundetrainerin
  • Hundeverhaltensberaterin iA
  • verhaltensmedizinische Tierpsychologin iA
  • zertifizierte Hunde-Ernährungsberaterin
  • ehrenamtliche Hundetrainerin im Tierheim
  • Buchautorin “Fred & Otto, Wanderführer für Hunde”

Hundesprechstunde

Du fragst, ich antworte. Auf alle Fragen, die dir im Zusammenleben, Umgang und Training mit deinem Hund unter den Nägeln brennen. Einfach und umkompliziert über Zoom.

Hundeverhalten verstehen lernen

Unerwünschtes Verhalten resultiert aus unerfüllten Bedürfnissen. Welche das in eurem Fall sind, werden wir gemeinsam herausfinden. Am Ende wirst du deinen Hund und sein Verhalten besser verstehen.

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Modernes Hundewissen am aktuellsten Stand der Wissenschaft. Damit die veraltete Rudelführertheorie endgültig aus allen Köpfen verschwindet.
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Von Rudelführern und Alphawölfen

Von Rudelführern und Alphawölfen

… und warum diese Theorie so alt wie falsch ist

Vor einigen Jahren war ich Hundehalter, so wie du. Ich hatte keine Ausbildung im Hundebereich, aber wozu auch. Wusste ich mal nicht weiter mit meinem Hund, gab es schließlich zahlreiche Tipps aus meinem Umfeld – gefragt oder ungefragt. Und ich dachte damals, dass diese Menschen auf jeden Fall Ahnung von Hunden haben, immerhin sind deren eigenen Hunde ja sooo brav.  Also – her mit den Tipps. Naja, wie es das Leben so will, hatte ich immer Hunde, bei denen die 0815-Tipps vom Nachbarn nicht wirklich eine Verbesserung gebracht haben. Außerdem fühlten sich einige dieser Tipps für mich nicht richtig an.

Heute, einige Jahre und zig Hunde-Ausbildungen später, bekomme ich diese Tipps immer noch. Ungefragt. Von Hundehaltern und Nicht-Hundehaltern. Inhaltlich haben sich diese Ratschläge in den letzten Jahrzehnten nicht verändert, was sich aber verändert hat, ist mein Wissen über Hundeverhalten und Verhaltensbiologie und daher auch meine Einstellung zu Hundeerziehung und Umgang mit Hund.

Deshalb lasse mich bitte an dieser Stelle festhalten – vielleicht regt es zum Nachdenken an: Nur weil jemand selber Hunde hält (egal ob seit einem Jahr oder seit 30 Jahren) bedeutet das noch lange nicht, dass diese Person allgemein gültiges und vor allem aktuelles Wissen über Hundeverhalten, artgerechte Beschäftigung und Lernverhalten von Hunden hat. Ahnung im Sinne von “Ich kann mitreden” ist sicherlich vorhanden sowie eine Menge persönliche Erfahrungen und Meinung, aber Ahnung im Sinne von “…wissenschaftlich fundiertes Wissen über Hundeverhalten, Lerntheorien und Verhaltensbiologie, das allgemein gültig ist und man daher auf jeden Hund individuell anwenden kann” meistens nicht.

In der Hundewissenschaft wurde in den letzten 30 Jahren unglaublich viel geforscht. Die neuen Erkenntnisse, die wir seit einigen Jahrzehnten über Hunde haben, machen es notwendig, über den Umgang mit unserem Partner Hund nachzudenken und die Erziehungsmethoden zu verändern. Und zwar für den Hund positiv zu verändern.

War es früher üblich, aus dem Hund einen Kommando-Empfänger zu machen, ihn zu unterdrücken (psychisch oder physisch), ihm unsanft Grenzen aufzuzeigen und völlig außer Acht zu lassen, wie der Hund sich bei unseren Maßnahmen fühlt, behandelt die heutige Hundewissenschaft Hunde als gleichwertige Lebewesen mit Gefühlen und Emotionen, die jenen der Menschen 1:1 gleichen.

Doch leider gibt es viel zu wenige Menschen, die sich mit den aktuellen Forschungsergebnissen beschäftigen und umlernen wollen. Und zwar unter Trainern gleichermaßen wie unter Hundehaltern. Das ist auch der Grund, warum sich die völlig veraltet und falsche Rudelführer- und Dominanztheorie so hartnäckig hält und nicht aus den Köpfen zu bekommen ist. Zudem sei an dieser Stelle erwähnt, dass es in Österreich keinerlei Qualifikation benötigt, um als Hundetrainer arbeiten zu dürfen, dh du solltest genau prüfen, welchen Wissensstand dein bevorzugter Trainer hat.

„Gewalt hat ihren Ursprung dort, wo Wissen aufhört und Verzweiflung ihren Anfang nimmt“

Dr. Ute Blaschke-Berthold | Diplom-Biologin, Trainerin & Verhaltenstherapeutin

Die immer wiederkehrenden Aussagen über Dominanzverhalten, Alphawölfe, Rudelführer und Rangordnungen sind einfach Mist. Ja, Mist. Und leider die Grundlage dafür, dass unglaublich grob und teils gewalttätig mit unseren Hunden umgegangen wird.

Hierzu zählen zum Beispiel der “Schnauzengriff” oder der “Alphawurf”, wo der Hund sehr unsanft auf den Boden gedrückt wird – beides dient ausschließlich dazu, die Macht über den Hund zu bekommen und ihn gefügig zu machen. Denn dieser Mensch ist der Meinung, dass er den Hund zu seinem Untergebenen machen muss. Ich hoffe, du empfindest diese Zeilen als genau solchen Quatsch wie er ist. Hunde haben nicht den Wunsch, in der Rangordnung aufzusteigen, weil es schlicht und einfach zwischen Mensch und Hund keine Rangordnung gibt. Fakt!

Wenn du jetzt mit dem Begriff “Rudelführer” oder der “Dominanztheorie” nicht viel anfangen kannst, lass mich ein paar Beispiele nennen, die eben auf dieser besagten, falschen Theorie beruhen und von denen du sicher schon das eine oder andere gehört hast – und sie am besten sofort aus deinem Gedächtnis streichst:

  • Dem musst du mal Grenzen setzen, der akzeptiert dich ja gar nicht.
  • Der ist aber dominant.
  • Der will der Chef sein.
  • Läuft dir der Hund auf Schritt und Tritt hinterher, will er dich kontrollieren.
  • Du gehst immer zuerst durch die Türe, denn du bist der Rudelführer.
  • Der Hund muss sich jederzeit Futter wegnehmen lassen.
  • Der Hund darf nicht auf die Couch, ein erhöhter Platz steht nur dem Rudelführer zu. Sonst übernimmt der Hund die Kontrolle über dich.
  • Mit dem Hund wird nur dann gespielt, wenn der Rudelführer das sagt. Zeigt der Hund eine Spielaufforderung, wird diese ignoriert, sonst bekommt der Hund die Macht über dich.
  • Reagiert der Hund nicht auf deinen Rückruf, wirst du als Chef nicht akzeptiert.
  • Zieht der Hund an der Leine, will er dir zeigen, wo’s langgeht.
  • Der Alphawolf (also du) muss sich seinen Platz als Rudelführer immer wieder neu behaupten.
  • Der hat nicht zu knurren – weder zu Mensch noch Tier.

Ich könnte noch zig Punkte anführen, die alle in die gleiche Richtung gehen: Es ist ein kalter, emotionsloser und harter Umgang mit unseren Hunden – einem fühlenden Lebewesen, das zu 100% von uns Menschen abhängig ist. Und leider die Grundlage und Rechtfertigung für Bestrafungen, Unterdrückungen und Gewaltanwendungen unseren Hunden gegenüber ist.

Und wenn du dir jetzt denkst, dass das, was ich beschreibe, eine Ausnahme ist, dann lass dir sagen, dass es die Regel ist – im Alltag wie auch im Training. Leider! Deswegen sind Artikel wie dieser auch 2023 noch mehr als aktuell.

bellender Hund

Die Wahrheit über die Dominanztheorie

Mensch-Hund-Beziehung reloaded

Es war im Jahre 1970 als David Mech, ein amerikanischer Verhaltensforscher, seine Beobachtungen zu Wölfen in Gefangenschaft veröffentlichte. Es ging um Hierarchien und Rangordnung eben in diesen Gefangenschaften, wo Wölfe auf engstem Raum zusammenlebten und keine Rückzugsmöglichkeiten hatten. Aus seinen Beobachtungen (in Gefangenschaft!) wurde damals die Rudeltheorie aufgestellt. Es war wieder besagter David Mech, der in den 1990 Jahren – also über 20 Jahre später – festgestellt hat, dass seine eigene Theorie nicht haltbar ist. Denn er beobachtete frei lebende Wölfe und kam zum Schluss, dass diese in einem fürsorglichen Familienverband lebten, in dem sich jeder um den anderen kümmerte. Ebenso hat er festgestellt, dass ein Rudel aus verwandten Artgenossen besteht. Und hat mit der neuen Forschung seine eigene Erkenntnis aus 1970 widerlegt.

Um Eva Windisch, eine Hundeverhaltenstherapeutin und Hundepsychologin, zu zitieren: „Hund und Mensch bilden kein Rudel, Pferd und Mensch bilden keine Herde, Wellensittich und Mensch bilden keinen Schwarm. Also kein Alpha, kein Rudelführer, kein Chef und somit keine Rangordnung und keine Hierarchien.“ Verständlicher kann man es wohl nicht ausdrücken.

Doch heute, über 30 Jahre nach Veröffentlichung der korrigierten Theorie, wird immer noch fleißig mit der alten Theorie von 1970 um sich geworfen.

Leider bildet die Dominanztheorie die Grundlage dafür, dass Bestrafungen des Hundes als völlig normal angesehen werden. Es beginnt damit, den Hund zu bestrafen, wenn er auf die Couch möchte, vor dem Menschen durch die Türe geht und endet, wenn er durch Knurren sein Unwohlsein zum Ausdruck bringt.

Eine positive Strafe – die in solchen Fällen meist empfohlen wird – bedeutet, dass dem Hund etwas Unangenehmes hinzugefügt wird. Das können Schmerzen sein, die zB durch einen Leinenruck entstehen, durch Schläge oder auch den Schnauzengriff. Es wird aber auch vermehrt mit Schreckreizen gearbeitet, wo dem Hund etwas nachgeworfen wird, er mit Wasser bespritzt oder mit Zischlauten erschreckt wird. Oder aber er wird von seinem Menschen körperlich bedroht, durch Anschreien, Packen, Fixieren oder Blocken.

All diese Maßnahmen dienen sicherlich nicht dazu, eine sichere Mensch-Hund-Beziehung auf Verständnis und Vertrauen aufzubauen. Das Gegenteil ist der Fall, wenn der Hund lernt, dass die Nähe zu seinem Menschen oft Schmerz, Angst oder Stress bedeutet.

Im gewaltfreien und bedürfnisorientierten Alltag mit Hund legen wir Wert auf eine freundschaftliche und vor allem faire und sichere Mensch-Hund-Beziehung. Und diese gelingt nur, wenn wir uns aufeinander einlassen. Jeder – Mensch wie Hund – hat Emotionen, Gefühle und Bedürfnisse. Und da wir allesamt Säugetiere sind, fühlen wir genau gleich. Niemand will hier der Chef sein, schon gar nicht der Hund, warum sollte er? Und wenn wir schon von der Chef-Rolle sprechen, überlege dir doch mal, was dein Hund in eurem gemeinsamen Alltag alleine entscheiden darf. Wir entscheiden, wann, wohin und wie lange wir Gassi gehen, wie lange die Leine ist, ob überhaupt eine dran ist, wann es etwas zu fressen gibt, ob Hundekontakt erlaubt ist oder nicht und und und. Na, klingelt’s? Also wenn wir hier von Dominanz sprechen wollen, dann ist es wohl der Mensch, der sich dominant dem Hund gegenüber verhält.

Es reicht eben nicht, sein Halbwissen, das man sich durch die eigenen Hunde angeeignet hat und das noch dazu veraltet ist, auf alle anderen Hunde zu übertragen. Und nur, weil ein Hundetrainer sein Wissen zum Besten gibt und dafür Geld bekommt (oder im TV zu sehen ist), heißt das noch lange nicht, dass dieses Wissen aktuell und hundefreundlich ist. Hier noch einmal der Hinweis, dass man in Österreich keinerlei Qualifikation benötigt, um als Hundetrainer arbeiten zu dürfen. Diese Tatsache finde ich bedauerlich, denn in der Arbeit mit Tieren lässt sich viel Schaden anrichten, der später entweder schwer oder gar nicht mehr zu reparieren ist. Man hat als Hundetrainer eine große Verantwortung – dem Tier, aber auch dem Halter gegenüber!

Achtsamkeit und Fairness im Umgang mit unseren Hunden

Gewalt war noch nie die Lösung

Im modernen Hundetraining suchen wir immer nach der Ursache für ein Verhalten. Denn es gibt kein Verhalten ohne Grund. Kein einziges.

Zum besseren Verständnis nehmen wir das vorige Beispiel mit der Couch. Der Hund will nicht auf die Couch, um der Chef zu sein. Der Hund will auf die Couch, weil er deine Nähe sucht und als angenehm empfindet. Denn Kontaktliegen – so nennt man das – hilft dem Hund beim Entspannen. Und in einer Welt, in der Mensch und Tier von Anforderungen, Umweltreizen etc. sowieso grundgestresst sind, ist diese Form der Entspannungstherapie doch das Beste, was dir als Halter passieren kann. Oder nicht? Und wenn du jetzt Sorge hast, dass deine schöne neue Couch Hundehaare abbekommt, dann schütze diese doch einfach mit einer Decke. So einfach wäre es, wenn man auf die Bedürfnisse der Hunde eingehen möchte.

Wenn du dir jetzt denkst “Aber früher haben wir doch auch nicht so ein Theater um unsere Hunde gemacht!”, dann lass dir gesagt sein, dass sich die Anforderungen, die wir heute an unsere Hunde stellen, auch grundlegend geändert haben. Früher lebten Hunde rund um Haus und Hof, hatten vielleicht die Aufgabe, den Postboten oder andere Eindringlinge zu melden, das war’s aber auch schon.

Heute wird erwartet, dass man sie überall mitnehmen kann – vom Ausflug mit der Familie in den Familypark bis zum Restaurantbesuch, sie sollten oft und lange alleine bleiben können, am besten schon vom Tag des Einzugs an, weil der Mensch ja Brötchen verdienen muss, mit auf Urlaub kommen, alle Tiere lieb haben, ein Spielgefährte für die Kinder sein, sich ruhig verhalten, wenn der Mensch Ruhe haben will, aber samstags sportlich mit uns Berge erklimmen etc. Das häusliche Umfeld ist heutzutage oft nicht mehr so entspannt wie früher, weil auch die Anforderungen an uns Menschen gestiegen sind, sei es jetzt von Arbeitgeberseite aber auch Anforderungen, die das Umfeld an uns stellt und jene, die wir uns selber auferlegen. Ja, und in all dieser Unruhe soll der Hund überall entspannt mitmachen. Von selber. Das muss der doch können! #sarkasmus

Auch sei noch zu erwähnen, dass es mittlerweile unglaubliche viele Hunde aus dem Auslandstierschutz gibt, die nicht als unbeschriebenes Blatt zu dir kommen, sondern bereits mit einem voll gepackten Rucksack an stressigen, schlimmen oder auch traumatisierenden Erlebnissen. Und gerade diese Hunde, die Hunde mit besonderen Bedürfnissen, benötigen doch bitte Verständnis, Empathie und modernes Trainingswissen. Und nicht noch mehr Druck, Schmerz und Strafe als sie in ihrem alten Leben bereits erfahren haben.

Fazit: Nicht nur für uns Menschen ist der Alltag oft eine Herausforderung oder sogar Belastung, unseren Hunden geht es genauso. Und da sie oft nicht mehr “mitkommen” mit unseren Anforderungen, entwickeln sie unerwünschte Verhaltensweisen, die sehr oft stressbedingt sind. Wenn du nun gerade darüber nachdenkst, wie du dein eigenes Leben ein bisschen entschleunigen kannst, wieder mehr Zeit für dich reinbringst, Selfcare betreibst – dann denke doch auch bitte darüber nach, wie du das Gleiche in das Leben deines Hundes bringen kannst. Und um das erfolgreich zu schaffen, bedarf es einfach Wissen rund um Ausdrucksverhalten und Bedürfnissen von Hunden. Denn nur dann weißt du, an welchen Schrauben du drehen musst, damit euer Alltag für alle Familienmitglieder gut zu meistern ist.

Wenn dir ein achtsamer und bedürfnisorientierter Umgang mit deinem Hund wichtig ist, musst du lernen, dich nicht von Menschen aus deinem Umfeld verunsichern zu lassen, die einen autoritären Umgang mit dem Hund haben. Ja, das bedeutet mitunter auch, dass man sich ein anderes Umfeld suchen muss, sich von Bekannten und vielleicht auch Freunden distanziert … aber wenn die Grundeinstellung nicht mehr zusammenpasst, kannst du dich nur weiterentwickeln, indem du deinen eigenen Weg gehst.

Daniela Loibl MBA MSc

Daniela Loibl MBA MSc

  • staatlich geprüfte tierschutzqualifizierte Hundetrainerin
  • Hundeverhaltensberaterin iA
  • verhaltensmedizinische Tierpsychologin iA
  • zertifizierte Hunde-Ernährungsberaterin
  • ehrenamtliche Hundetrainerin im Tierheim
  • Buchautorin “Fred & Otto, Wanderführer für Hunde”

Hundesprechstunde

Du fragst, ich antworte. Auf alle Fragen, die dir im Zusammenleben, Umgang und Training mit deinem Hund unter den Nägeln brennen. Einfach und umkompliziert über Zoom.

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Modernes Hundewissen am aktuellsten Stand der Wissenschaft. Damit die veraltete Rudelführertheorie endgültig aus allen Köpfen verschwindet.
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Silvester: Trösten erlaubt?

Silvesterspecial: Darf ich meinen Hund bei Angst trösten?

Die kurze Antwort: Ja!

Die Annahme, dass Angst beim Hund durch Zuwendung verstärkt wird, hält sich leider hartnäckig – und ist falsch! Das wurde auch bereits wissenschaftlich erwiesen.

Angst ist kein Verhalten, sondern ein Gefühl, deshalb lässt es sich nicht durch angemessene positive Zuwendung verstärken – allerdings abmildern. „Social Support“ und Unterstützung in Form von Reden, Beschäftigung und Nähe ist für unsere Hunde deshalb enorm wichtig. Vorausgesetzt sie wollen das. Zwangsbeglücken solltest du deinen Hund nicht!

bellender Hund

Alle Jahre wieder … 

…  kommt der bammel vor dem jahreswechsel

Der Jahreswechsel naht in riesigen Schritten und verursacht bei uns Hundebesitzern meist ein mulmiges Bauchgefühl. Mit Beginn der Adventzeit – so stimmungsvoll und schön sie auch ist – erinnern wir uns mit Schrecken an letztes Silvester und unsere Vorsätze, bis zum nächsten Silvester an der Geräuschangst unseres Hundes zu arbeiten. Aber dann kam der Alltag, die Arbeit etc. und schwupps, stehen wir schon wieder im Dezember und müssen uns eine Notlösung einfallen lassen für den letzten Tag des Jahres.

Wie sieht es denn nun aus? Darf ich meinen Hund trösten, wenn er Angst hat? Verstärke ich durch Streicheln und Zureden seine Angst? Belohne ich die Angst, wenn ich ihm Futter oder Leckerli anbiete, während er Angstverhalten zeigt?

Angst zieht Kreise

…  und ist eng mit der Stressreaktion verbunden

Angst ist eine Emotion, die im Gehirn entsteht und verantwortlich ist für die Angstreaktion, die du an deinem Hund in Form von Körpersprache erkennen kannst. Angst schützt uns wie auch unsere Hunde vor Gefahren und ist überlebenswichtig in bestimmten Situationen. Die Bewertung, ob eine Situation gefährlich ist oder nicht, findet in der Amygdala statt, einem Teil des limbischen Systems im Gehirn. Das limbische System ist quasi die Schaltzentrale der Emotionen und dafür zuständig, Kontakt zwischen Gehirn und Körper zu halten.

In dem Moment, wo die Amygdala den Reiz als gefährlich einstuft, werden Stresshormone ausgestossen und die Angstreaktion wird ausgelöst – und das Ganze kann vom Hund nicht beeinflusst werden, das passiert einfach. Hat dein Hund im Alltag bereits viel Stress, bringt die Amygdala, die am Silvestertag mit jedem Knaller Warnsignale sendet, das Stressfass deines Hundes zum Überlaufen.

Die Angst vor plötzlichen und sehr lauten Geräuschen ist angeboren – und zwar bei jedem Hund. Da man die Silvesterknallerei nicht vorhersehen kann, wird sie für unsere Hunde unberechenbar. Und das lässt sie schnell in einen Kontrollverlust rutschen – uns Menschen übrigens auch.

Allerdings reagieren Hunde unterschiedlich intensiv auf die Knallerei. Es kann beispielsweise sein, dass dein Hund die ersten zwei oder drei Silvester gar kein Angstverhalten gezeigt hat und nun plötzlich reagiert. Es kann auch sein, dass du im vergangenen Jahr bemerkt hast, dass dein Hund plötzlich auf Gewitter reagiert, obwohl er das vorher nie gezeigt hat.

Ängste entwickeln sich schleichend im Inneren des Hundes und sind für uns Menschen zu Beginn nicht wahrnehmbar. Nur weil der Hund keine Reaktion auf einen Knall zeigt, bedeutet das nicht, dass nicht im Inneren etwas am Brodeln ist. Angst ist kein schönes Gefühl, weder für Hunde noch für Menschen. Man ist einer Situation ausgesetzt, die man nicht beeinflussen kann und fühlt sich hilflos und manchmal auch handlungsunfähig.

Junghunde sind durch die hormonelle Umbauphase im Gehirn während der Jugendentwicklung sowieso einem höheren Stresshormonspiegel ausgesetzt und entwickeln daher schneller eine Geräuschangst. Denn Stress und Angst sind eng miteinander verbunden. Ebenso gefährdet sind Hundesenioren, da hier die Sinnesreize schön langsam nachlassen und der Hund den Reiz u.U. nicht mehr so gut wahrnehmen und verarbeiten kann.

Social Support

Warum du für deinen Hund da sein solltest

Man kann es nicht oft genug sagen, da sich (auch) bei diesem Thema sehr viele Falschinformationen im Netz tummeln, die teils schon sehr veraltet sind: Lass deinen Hund in seiner Angst nicht alleine! Biete ihm die Unterstützung, die für ihn angenehm ist. Bedränge ihn nicht, aber sei für ihn da.

Wenn dein Hund beim ersten Knall erschrocken bei dir Schutz sucht, musst du ihm diesen gewähren – immerhin bist du sein engster Vertrauter, seine Sicherheitsperson. Und schon sehe ich die Fragezeichen in deinem Kopf angehen: “Aber verstärke ich dadurch nicht seine Angst?”

Angst lässt sich durch etwas Angenehmes NICHT verstärken. Das heißt, die Angst deines Hundes wird NICHT mehr, wenn du ihm Aufmerksamkeit schenkst, ihn tröstest oder in der Situation unterstützt. Vorausgesetzt dein Hund empfindet das als angenehm. Für manche Hunde ist es ausreichend, wenn der Sozialpartner in der Nähe ist.

Darum kann man Angst nicht verstärken:

  • Negative Emotionen, wie Angst, können nicht verstärkt werden, indem man etwas Positives hinzufügt.
  • Nur Verhalten lässt sich durch Hinzufügen von etwas Positivem verstärken.
  • Angst ist nicht willentlich steuerbar.
  • Negative Emotionen werden durch angenehme Faktoren abgeschwächt.

So kannst du deinen Hund optimal unterstützen

Du kennst deinen Hund am besten und weißt, worauf er mit Entspannung reagiert. Das können beruhigende Worte, Berührungen oder auch gemeinsames Kuscheln sein. Achte genau auf die Körpersprache deines Hundes und beobachte, was für ihn angenehm ist oder aber auch unangenehm. Bedränge ihn nicht, aber unterstütze ihn. Aus Studien wissen wir, dass der Blick- und Körperkontakt zur Bezugsperson die Ausschüttung des Kuschelhormons Oxytocin fördert – und dieses wiederum ist der Gegenspieler zum Stresshormon Cortisol. Einfach gesagt: Kuscheln senkt das Stresslevel deines Hundes.

Merke: Alles, was dem Hund hilft und wodurch er sich besser fühlt, ist erlaubt.

Aber aufgepasst: Es kann möglich sein, dass dein Hund in dieser speziellen Angstsituation Dinge nicht so gerne mag wie in eurem Alltag. Du solltest deinen Hund also nicht zwangskuscheln, wenn er das am Silvestertag nicht als hilfreich empfindet. Sei hier achtsam, damit du deinem Hund wirklich eine Unterstützung bist und kein zusätzlicher Stressor.

Mein Tipp für Silvester: Lass deinen Hund auf keinen Fall an diesem Tag alleine zu Hause. Letztes Gassi bevor die schlimmste Knallerei losgeht, Vorhänge zu oder Rollos herunter, Radio oder Fernseher lauter aufdrehen als sonst, den ruhigsten Raum im Haus aufsuchen, viele Beschäftigungs- und Schnüffelspiele anbieten. Und nicht vergessen: Unbedingt den Hund sichern beim Gassi gehen, am besten schon in den Tagen davor – und auch noch danach. Für Hunde, die sich möglicherweise aus dem Geschirr winden, bitte ein Sicherheitsgeschirr verwenden.

 

Daniela Loibl, Zert. Hundetrainer

Die vielen Gesichter der Angst

Wie erkennst du einen ängstlichen Hund

Wenn du an einen ängstlichen Hund denkst, hast du vermutlich folgendes Bild vor Augen: Geduckte Haltung, eingeklemmte Rute, nach hinten gezogene Ohren, der Körperschwerpunkt ist nach hinten gerichtet. Dieser Hund möchte die Situation entweder meiden oder aus ihr flüchten. Das heißt, die Distanz zum Angstauslöser vergrößern.

Ist allerdings kein Flüchten mehr möglich oder hat der Hund in der Vergangenheit gelernt, dass dies für ihn zu keinem Erfolg führt (weil er beispielsweise durch eine Leine, einen Zwinger, eine verschlossene Box oder andere Maßnahmen daran gehindert wurde), wird der Angsthund aggressives Verhalten zeigen.

Und dann gibt es auch noch den Typ Hund, der bei Angst “einfriert”. Bei diesen Hunden wird die Angst oft übersehen, weil es so aussieht, als wäre nichts. Aber es sieht nur so aus. Die Details der Körpersprache, wie zB die Anspannung oder die Ohrenhaltung, verraten dir den Gemütszustand.

Für einen Laien ist das nicht immer eindeutig erkennbar, gerade dann nicht, wenn der Hund noch nicht so lange bei dir wohnt und du sein Ausdrucksverhalten noch nicht gut einordnen kannst.

Zusammengefasst kann man sagen, dass Angst beim Hund an verschiedenen Verhaltensmustern zu erkennen ist und diese immer im Gesamten zu betrachten sind: Körperhaltung, Mimik, Lautäußerung, Stressanzeichen &-reaktionen sowie Bewegungsmuster.

Dein Vorsatz für nächstes Silvester

Angst ist eine Emotion. Und Emotionen lassen sich verändern!

Wenn du die Silvesterangst deines Hundes lindern oder sie erst gar nicht aufkommen lassen möchtest, solltest du mit dem Training bereits im Sommer beginnen. Je kleinschrittiger das Training aufgebaut wird, desto leichter fällt es deinem Hund an Silvester. 100%ige Garantie gibt es nie, aber sowohl du als auch dein Hund habt dann Strategien für den letzten Tag des Jahres an der Hand.

Übrigens: Geräuschtraining ist nicht nur sinnvoll für die Silvesterknallerei. Auch ängstliche oder schreckhafte Hunde profitieren im Alltag von so einem Training, zB bei Gewitter. Gerne unterstütze ich dich dabei.

Hat dein Hund Angst oder sogar Panik an Silvester? Die schlechte Nachricht: Für ein Geräuschtraining ist es jetzt schon zu spät. Die gute Nachricht: Es gibt dennoch Möglichkeiten, deinen Hund bestmöglich zu unterstützen.

Hol dir mein Booklet für 0 Euro mit vielen Tipps, die euch allen die Zeit vor Silvester und den Silvestertag selbst angenehmer gestalten.

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Daniela Loibl MBA MSc

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Achtung! Leinenrambo!

Achtung! Leinenrambo!

Warum Strafe und Gewalt niemals eine Lösung sind

„Der ist aggressiv! Der gehört mal ordentlich erzogen!“ …. mit solchen oder ähnlichen Aussagen wird man konfrontiert, wenn man mit einem „Leinenrambo“ unterwegs ist. Nicht nur andere Hundehalter und Passanten sagen das, auch in gewissen Trainerkreisen wird einem vermittelt, dass das wütende Verbellen eines Artgenossen einem Ungehorsam gleichkommt, der sofort unterbunden werden muss. Wenn nötig, auch mit gewaltsamen Methoden.

Was teils mit Hunden angestellt und als Training verkauft wird, die als leinenaggressiv gelten, macht mich traurig und wütend zugleich. Aber ebenso macht es mich traurig, dass dir als Hundehalter auch noch ein schlechtes Gewissen eingeredet wird: „Du hast als Rudelführer versagt!“, Du bist zu weich!“, „Das darfst du dem nicht durchgehen lassen!“ – Dabei willst du nur das Beste für deinen Hund und suchst nach einer Lösung für euer Problem.

Eines vorweg: Es ist nur dein Problem. Für deinen Hund ist es bereits eine Lösung. Aber dazu später mehr.

Zuerst einmal erzähle ich Dir eine Geschichte, meine Geschichte. Und die meines leinenaggressiven Hundes: Happy, mit 8 Jahren bei mir eingezogen, 30 kg schwer, pechschwarz und vom Körperbau eher stämmig. Da kann man es als Gegenüber durchaus mit der Angst zu tun bekommen, wenn der Kerl an der Leine so richtig aufdreht.

Aber wenn ich Dir jetzt sage, dass dieser 30 kg Hund in der Leine hängt und brüllt, bis er heiser ist, weil er Angst vor seinem Gegenüber hat – und zwar egal, ob das ein Chihuahua oder eine Dogge ist – würdest du mir das glauben?

Wahrscheinlich nicht, aber für alle, die es interessiert, kommt hier die (wissenschaftliche) Erklärung für sein Verhalten – und damit auch die Erklärung für das Verhalten vieler anderer Hunde aus dem Tierschutz, die keine optimalen Bedingungen in ihrer Sozialisierungsphase vorgefunden haben.

Happy hat Zeit seines Lebens an der Kette verbracht. 5 Jahre wahrscheinlich. Irgendwo angebunden. Im Hinterhof oder sonstwo, wo er nicht viel kennengelernt hat. Sein Bewegungsradius war stark eingeschränkt. Seine Aufgabe war es wohl, Haus und Hof zu verteidigen. Gegen alles und jeden. Am meisten musste er aber sich selbst verteidigen und alles, was ihm heilig war. Vor anderen Hunden, die des Weges kamen und nicht nur “Hallo” sagen wollten, sondern auf der Suche nach Fressbarem oder Ärger waren.

Arm, wirst du dir jetzt denken! Ja, arm ist er wirklich gewesen, der Happy. An der Leine hängen und sich den Angreifer vom Leib halten, um sein eigenes Leben zu verteidigen, war jahrelang seine einzige Strategie mit der Bedrohung “Fremder Hund” umzugehen. Was hätte er auch sonst tun können an der Kette? Weggehen? Wie? Bogen laufen? Wie? Deeskalierendes Verhalten zeigen? Beschränkt möglich, an der Kette. Sicherheit bei seiner Vertrauensperson suchen? Äh, welche Vertrauensperson? Also blieb ihm nur eines: Angriff ist die beste Verteidigung.

 

bellender Hund

Du musst deinem Hund zeigen, wo der Hammer hängt

Mythen, veraltete Theorien und langfristige Schäden

Dieses Verhalten – das in unserer Gesellschaft unerwünscht ist – hat er nun mitgenommen in sein neues Leben, in sein Leben bei mir. Hier muss er sich schon längst nicht mehr verteidigen, auch sein Futter nicht. Aber – und das ist jetzt ganz entscheidend: Er hatte sein ganzes Leben lang nur eine einzige Strategie, mit der Bedrohung “fremder Hund” umzugehen. Und diese erlernte Strategie kann er nicht einfach wie einen Mantel abstreifen und in seinem alten Leben zurücklassen. Das ist ähnlich wie bei uns Menschen und unseren Verhaltensweisen, die uns vielleicht schon oft nerven, auf die wir im Akutfall aber trotzdem immer wieder zurückgreifen, obwohl wir nachher wissen, das hätten wir besser lösen können. Warum tun wir das? Weil unser Gehirn immer zuerst auf gelernte Verhaltensmuster zurückgreift, bevor neue Verhaltensweisen erlernt und gefestigt werden.

Und jetzt stell dir vor, du kommst zu einem aversiv arbeitenden Hundetrainer (von denen es leider noch viel zu viele gibt), der strafbasiert und nach veralteten Methoden trainiert, die jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehren. Und der sagt dir, dass du deinem Hund mal ordentlich zeigen sollst, wer hier der Chef ist!?! Der hat das nicht zu tun und du wärst viel zu weich mit ihm, deswegen hast du ja jetzt den Salat !?! Und der Hund wäre ja sowas von dominant ?!? Und der muss da jetzt auf jeden Fall durch, sonst lernt der das nie ?!?

Kaum ausgesprochen, empfiehlt besagter Hundetrainer eine Rütteldose, eine Wasserspritze, eine Wurfkette, ein Halsband ohne Zugstopp, ein sehr schmales Halsband, ein Stachelhalsband, einen Elektroschocker oder sonstige grauenhafte Dinge, die einzig und alleine darauf abzielen, das Verhalten des Hundes durch bewusstes Hinzufügen eines Schmerz- und/oder Schreckreizes zu unterdrücken. Die Maßnahmen und Hilfsmitteln, die hierzu oft zu “Trainingszwecken” eingesetzt werden, sind vielfältig – aber lasse mich zusammenfassen: Sie sind allesamt laut Tierschutzgesetz verboten. VERBOTEN! Und zählen zu Tierquälerei.

 Lies gerne meinen Artikel: Gewalt im Hundetraining

Auszug aus dem österreichischen Tierschutzgesetz

§5 (1) im TschG: “Es ist verboten, einem Tier ungerechtfertigt Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen oder es in schwere Angst zu versetzen.”

§5 (3a) TschG: “Gegen Abs. (1) verstößt insbesondere, wer Stachelhalsbänder, Korallenhalsbänder oder elektrisierende oder chemische Dressurgeräte verwendet oder…“

§5 (3b) TschG: „… technische Geräte, Hilfsmittel oder Vorrichtungen verwendet, die darauf abzielen, das Verhalten eines Tieres durch Härte oder durch Strafreize zu beeinflussen oder …

§5 (3b) TschG: „… Halsbänder mit einem Zugmechanismus verwendet, der durch Zusammenziehen das Atmen des Hundes erschweren kann.”

Quelle: Bundesgesetz über den Schutz der Tiere (Tierschutzgesetz – TschG)

Daniela Loibl, Zert. Hundetrainer

Dein Hund ist kein Problem, er hat ein Problem

Und du solltest seinen Hilfeschrei als solchen erkennen

Pfff … so, und jetzt frage ich dich ernsthaft: Ist das fair? Einem Lebewesen im Ausnahmezustand noch mehr Leid zuzufügen? Und denkst du wirklich, dass man mit diesem “Training” eine Verhaltensänderung beim Hund herbeiführen kann, ohne den Hund dabei psychisch kaputt zu machen? Nebenbei erwähnt – die Beziehung und Bindung zu dir ist auf Lebenszeit bis auf die Grundmauern zerstört – aber gut, wer so arbeitet, legt auch keinen Wert auf Bindung.

Wie vorhin erwähnt, dein Hund zeigt dieses Verhalten aus einem bestimmten Grund (und der ist sicher nicht, weil er dominant ist). Das können blöde Vorerfahrungen oder Traumata sein, aber auch angelernte Verhaltensweisen, weil dein Hund in dieser Situation mehr Unterstützung von dir benötigen würde. Also bleibt ihm weiterhin nur seine gelernte und von uns unerwünschte Strategie “Leinepöbeln” – denn das ist seine (einzige) Lösung, um sich den anderen Hund vom Leib zu halten. Und die funktioniert ja in den meisten Fällen.

Wenn man die Hintergründe des Verhaltens analysiert und versucht zu verstehen, woher diese Reaktion kommt, ist es hoffentlich sonnenklar, dass man einem Hund wie Happy helfen muss. HELFEN, nicht noch mehr Leid hinzufügen! Der Hund ist nämlich kein Problem, er HAT ein Problem und Leinepöbeln ist sein Hilfeschrei.

Vergleiche es mal mit dir – ja, ich vergleiche jetzt einfach mal den Hund mit dem Menschen. Warum? Weil wir alle Säugetiere sind und völlig gleich “funktionieren”, wir sehen nur anders aus.

Wie geht es dir, wenn du jedes Mal beim Anblick deines Erzfeindes völlig außer dir vor Wut und in Rage bist? Fühlst Du Dich gut dabei? Oder eher ohnmächtig und hilflos? Drückst du einen Knopf “Wut”, der den Blutdruck steigen lässt, deine Gesichtsfarbe dunkelrot anlaufen lässt und deine Stimmlage 3 Oktaven höher schießt? Nein, tust du nicht. Es passiert einfach. Alleine der Anblick von deinem Erzfeind lässt dich nicht mehr rational denken. Und wie fühlst du dich, wenn du völlig im Saft bist? Ist das ein angenehmes, wohliges Gefühl? Oder ist das eher eine schwere, aufgeladene Energie und ein Gefühl der Ohnmacht? Wenn du nun einen wichtigen Menschen an deiner Seite hättest, der dich in diesem Ausnahmezustand unterstützt, dir gut zuredet und dir rät, einfach die Straßenseite zu wechseln, wärst du dann nicht dankbar für diese einfache, aber sehr effektive Maßnahme, um dein Stresslevel wieder in ruhigere Bahnen zu lenken? Oder hättest du es lieber, dass dich dein Begleiter anschreit, an dir herumzerrt, dir einen Tritt in den Hintern verpasst und meint, du sollst dich nicht so aufführen und dich deinem Feind stellen? Die Antwort aus Menschensicht ist ganz einfach und logisch, richtig?

Und wenn ich dir sage, dass sich dein Hund genauso schlecht fühlt in so einer Situation wie du, dann kannst du mir das ruhig glauben. Hier ist wieder der Hinweis, dass wir alle Säugetiere sind und gleich fühlen – bei Freude, Schmerz, Lust, Angst oder Stress. Das Gehirn sendet die gleichen Botschaften an den Körper, es werden die gleichen Botenstoffe produziert, damit wir diese Situationen überleben.

Das Prinzip von Ursache und Wirkung

Gewalt macht die Seele deines Hundes kaputt

Es ist nun deine Aufgabe als Hundehalter, deinem Hund in dieser Situation zu helfen und ihm eine andere Strategie anzulernen. Eine, die seinen Bedürfnissen in diesem Moment entspricht.

Und genau deshalb ist es so wichtig, die Ursache des Verhaltens herauszufinden. Denn es macht einen großen Unterschied, ob der Hund aufdreht, weil er den anderen vertreiben will (Angst- oder Aggressionsverhalten) oder ob er sich nicht mehr einkriegt, weil er unbedingt zum anderen hin will (Frust). Es macht weiters einen Unterschied, ob dein Hund lediglich ein Begegnungsproblem hat oder ob es sich um einen traumatisierten Hund handelt.

Wenn Du hier keinen Unterschied machst, wirst Du keinen nachhaltigen Trainingserfolg haben, denn die Bedürfnisse deines Hundes sind in allen Fällen völlig unterschiedlich, das sichtbare Verhalten aber für Laien identisch – außer, man kann die Körpersprache des Hundes lesen, dann wirst du nämlich Unterschiede erkennen.

Das Training mit Strafe fragt aber nicht nach dem “Warum?”. Hier wird einfach nur das Symptom “Leinenaggression” unterdrückt und gehemmt – und zwar mit dem Einsatz von Druck und psychischer wie teils auch physischer Gewalt. Der Hund wird sein Verhalten aus Angst vor erneuten Schmerzen einstellen, da ihm aber nicht beigebracht wird, wie er sich in der Situation alternativ verhalten soll, wird er früher oder später in die erlernte Hilflosigkeit fallen, vergleichbar mit einem Kontrollverlust. Wie schlimm sich dieses Gefühl anfühlen muss, kann wohl jeder mit etwas Empathiefähigkeit erahnen.

Eine weitere Nebenwirkung von diesem “Training”: Der Hund muss sich ein anderes Ventil suchen, um seinen Stress oder Frust los zu werden. Herzlichen Glückwunsch, soeben wurde der Grundstein für die nächste unerwünschte Verhaltensweise gelegt.

Unerwünschtes Verhalten zu hemmen oder unterdrücken ist Hundetraining aus dem vorletzten Jahrzehnt. Wer immer noch denkt, der Hund wäre sein Untergebener und hätte zu funktionieren wie eine Maschine, sollte sich überlegen, ob er sich nicht lieber ein Stofftier zulegen möchte.

“Gewalt hat ihren Ursprung dort, wo Wissen aufhört und Verzweiflung ihren Anfang nimmt.”
Dr. Ute Blaschke-Berthold – Dipl. Biologin, Trainerin und Verhaltenstherapeutin

Hund schaut in die Ferne

Bedürfnisorientiertes & faires Hundetraining

Werde der Sicherheitsanker für deinen Hund

Hunde absichtlich in Situationen zu bringen, die sie nicht schaffen können und keinerlei Hilfestellung zu leisten, ist unfair und in meinen Augen moralisch verwerflich.

Im bedürfnisorientiertem und achtsamen Hundetraining trainieren wir mit dem Hund in jenem Bereich, wo er noch denken kann. Denn nur dort wird er in der Lage sein, ein neues Verhalten zu erlernen. Und dieses Verhalten muß seinen Bedürfnissen entsprechen, denn wir wollen doch später einen Hund, der völlig entspannt mit Artgenossen umgehen kann und positive Emotionen mit diesen verknüpft, oder etwa nicht? Dafür muß der Hundemensch aber in der Lage sein, seinen Hund lesen zu können, bereit sein, kleinschrittiges Training in den Alltag einzubauen, Hundebedürfnisse zu erkennen und zu erfüllen, Mini-Erfolge zu feiern und auch mit kleinen Rückschlägen umgehen lernen. Das erreicht man nicht in 2 Trainingseinheiten, dafür erarbeitest du dir aber mit deinem Hund eine langfristige und vor allem nachhaltige Verhaltensänderung – und zwar ohne Druck, Gewalt und Strafe.

Im Falle von Happy muss man wissen, dass er 7 Jahre seines Hundelebens seine alte Strategie angewandt hat. 7 Jahre, ein halbes Hundeleben lang. Da kann ich jetzt nicht erwarten, dass er innerhalb von ein paar Monaten ein neues Verhalten an den Tag legt und völlig entspannt an Artgenossen vorbeigeht. Zumal wir ja noch weitere Ursachen haben, die ihn bei einer Hundebegegnung nicht entspannt sein lassen und die wir zuerst bearbeiten müssen, sein Sicherheitsgefühl zum Beispiel. Wenn das im Alltag nicht erfüllt ist, wird er sich auch bei Hundebegegnungen weiterhin nicht sicher fühlen und in Verteidigungshaltung gehen (müssen). Oder seinen chronischen Stress, der es ihm oft nicht möglich macht, nachzudenken und gute Entscheidungen zu treffen.

Ja, es ist mühsam, wenn der Hund in die Leine prescht. Die Spaziergänge verlieren ihre Leichtigkeit und zerren teilweise an unser beider Nerven. Es ist viel Management und Trainingswissen erforderlich, um den Hund nicht in Situationen zu bringen, die er nicht schaffen kann. Man kann sich so einiges anhören von der Umwelt mit einem “unerzogenen” Hund und erntet böse und schiefe Blicke, wenn der Hund auslöst. Oder man führt Diskussionen mit „Tut Nix“-Haltern, die ungefragt in dich reindonnern und nicht einmal dann den Ernst der Lage erkennen, wenn der Hund schon völlig am Rad dreht. Aber auch das muß man lernen – aushalten und ruhig bleiben, auch wenn der eigene Hund gerade eskaliert.

Nochmals der Hinweis, dass hier kleinschrittiges Training der Schlüssel zum langfristigen und nachhaltigen Erfolg ist: Ursache finden, am Alltag arbeiten, Sicherheit und Planbarkeit für den Hund herstellen, an der Beziehung und Bindung arbeiten und dem Hund eine neue Strategie lernen – und zwar eine, die seinem Bedürfnis entspricht und keine 0815 Methode, die über alle Hunde gestülpt wird. Und das Ganze in seinem Tempo! Und das dauert je nach Vorerfahrungen und deinen Trainingsfähigkeiten mehr oder weniger lang – und ist auch abhängig davon, ob es sich um ein klassisches Begegnungsproblem handelt oder eine Traumatisierung vorliegt.

Verabschiede dich von der Vorstellung, ein Hund müsse 100% perfekt funktionieren. Hunde sind Lebewesen – so wie wir auch – und kein Lebewesen ist perfekt. Und schon gar nicht Tierschutzhunde mit unglücklichem Start ins Leben, schlechten Erfahrungen oder Traumata – jeder Hund, aber gerade sie, verdienen noch mehr Verständnis und Einfühlungsvermögen und keinesfalls Druck, Strafe und Gewalt. Denn viele von ihnen hatten in ihrem alten Leben bereits genug davon und möchten gerne in ihrem neuen Leben ankommen und aufblühen – aber dabei müssen wir ihnen helfen, als Hundehalter und auch als Trainer.

Es gibt sie, die guten Trainer. Die wissen, wie modernes und zeitgemäßes Hundeverhaltenstraining funktioniert. Die Ahnung von Hundewissenschaften haben und sich intensiv mit der Verhaltensbiologie beschäftigen. Die Strafe und Gewalt strikt ablehnen und keine Kommandoempfänger erziehen. Diese herauszufiltern aus dem Dschungel an Angeboten ist aber oftmals gar nicht so einfach. Deshalb prüfe gut, wem du die Gesundheit deines Hundes und dein Geld anvertraust und höre auf dein Bauchgefühl.

Wenn du einen Tipp für einen guten Trainer in deiner Umgebung brauchst, melde dich gerne, vielleicht kann ich dir weiterhelfen mit einem Kontakt aus meinem Netzwerk. Moderne und bedürfnisorientiert arbeitende Hundetrainer setzen auf Kooperation, Weiterempfehlung und gegenseitige Wertschätzung.

Daniela Loibl MBA MSc

Daniela Loibl MBA MSc

  • staatlich geprüfte tierschutzqualifizierte Hundetrainerin
  • Hundeverhaltensberaterin iA
  • verhaltensmedizinische Tierpsychologin iA
  • zertifizierte Hunde-Ernährungsberaterin
  • ehrenamtliche Hundetrainerin im Tierheim
  • Buchautorin “Fred & Otto, Wanderführer für Hunde”

Hundesprechstunde

Du fragst, ich antworte. Auf alle Fragen, die dir im Zusammenleben, Umgang und Training mit deinem Hund unter den Nägeln brennen. Einfach und umkompliziert über Zoom.

Hundeverhalten verstehen lernen

Unerwünschtes Verhalten resultiert aus unerfüllten Bedürfnissen. Welche das in eurem Fall sind, werden wir gemeinsam herausfinden. Am Ende wirst du deinen Hund und sein Verhalten besser verstehen.

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